Selbst 1980 |
Für Rolf Kuhrt steht seit Ende der 70er Jahre die Zeichnung im Vordergrund seines künstlerischen Schaffens. In der Thematik und in der Ausdrucksform seiner Holzschnitte ist der Lehrer Mattheuer deutlich zu erkennen; in der expressiven Herangehensweise und in der Intention der Zeichnung gibt es Gemeinsamkeiten mit seinem Mentor Bernhard Heisig. Bezeichnend für Kuhrt, wie auch Heisig, ist eine kritische Nachdenklichkeit über die Zeitverhältnisse, sowie ein beinahe kämpferischer Glaube an die Humanität. In der Kunst Rolf Kuhrts tauchen immer wieder Grundmuster menschlichen Verhaltens auf, aufgezeigt an einzelnen Märtyrergestalten, die vor allem der Mythologie entnommen sind: Kassandra, Hekabe, Hiob, Laokoon. Es sind durchweg Figuren, die sich gegen ein von außen auferlegtes Schicksal wehren; dabei wird die Sehergestalt Kassandra oft selbst zum Opfer. Rolf Kuhrt schleudert förmlich seine Emotionen durch die Zeichnung heraus, ja, es gelingt ihm sogar, das Pathos und die Verzweiflung der Gedemütigsten oder der sich Wehrenden - ähnlich wie Munchs »Schrei« - sinnlich spürbar zu vermitteln. Kuhrt bleibt jedoch nicht der Mythologie verhaftet, sondern nimmt sie als Mittel, um menschliche Verhaltensweisen bloßzustellen. Inge Ludescher |